Iinsektenkunde

Wir unterscheiden im Allgemeinen zwei Arten von Köderanbietetechniken.

Die Tatsache, dass etwa 80 Prozent der gesamten Nahrungsaufnahme der Fische in Grundnähe erfolgt, erklärt, warum das Nymphenfischen eine so große Bedeutung hat. Nur 5 Prozent der Nahrung werden in der Mittelströmung aufgenommen und 15 Prozent in der Oberflächenschicht. Das Trockenfliegenfischen bildet mit einem klassischen Fliegenimitat eines voll entwickelten Fluginsekt, jedoch sicherlich die spannendste und zugleich Eleganteste Variante des Fliegenfischens. 



Nymphenfischen

©Dominique Borrmann von Abendsprung
©Dominique Borrmann von Abendsprung

Da wie eingehend bereits erwähnt, etwa 80 Prozent der gesamten Nahrungsaufnahme der Fische in Grundnähe erfolgt, erklärt, warum das Nymphenfischen eine so große Bedeutung hat. 

 

Der wesentlichste Unterschied zwischen beiden Methoden besteht im Umstand, das bei ersterer Taktik flussaufwärts präsentiert wird und der ‚Leisenring Lift‘ bei flussabwärts gesichteten Forellen angewandt wird.

Um die Nymphe auf die gewünschte Tiefe zu bringen, wird diese zunächst flussaufwärts präsentiert, um im ‚Dead Drift‘ auf den Gewässergrund abzusinken. Nähert sich die Fliegenschnur dem gesichteten Fisch, wird diese gestoppt und als Folge die Nymphe durch das Strecken des Vorfachs an die Oberfläche geschwemmt. Hierin verbirgt sich ein weiterer feiner Unterschied zur Sawyer Methode, denn dieser erzeugt das Aufsteigen der Nymphe mit einem Anheben der Rute.

 

Ähnlich wie Sawyer, entwickelte Leisenring seine Taktik in Umständen in denen die Forelle bereits beobachtet wurde. So aufregend das Befischen gesichteter Fische ist, selten erschließt sich aber die Möglichkeit Salmoniden bei der Nahrungsaufnahme zu beobachten. Speziell wenn diese tief im Wasser stehen. Deshalb ist es angebracht an verdächtigen Fischstandorten, der Nymphe oder Nassfliege mittels Stopp der Schnur an die Oberfläche zu befördern und somit Leben zu verleihen.

 

Unbewusst wird dieser Effekt von vielen Fliegenfischern angewandt, wenn beim klassischen Nassfliegenfischen schräg stromab, die Fliege durch das Strecken der Schnur durch das Wasser, seitlich in Richtung des eigenen Ufers schwingt. Auch wenn bei dieser wohl ältesten Methode des Fliegenfischens unzählige Salmoniden sich zum Biss verleiten lassen, so wirkt der vertikale Aufstieg einer künstlichen Fliege natürlicher, als der seitlich Aufstieg der aus dem ‚Wet Fly Swing‘ resultiert.


trockenfliegenFischen

Beim Trockenfliegenfischen ist das Aufkommen an Fluginsekten so wichtig wie bei keiner anderen Technik des Fliegenfischens. Während die Insektenlarven unter Wasser immer präsent sind, treten adulte Wasserinsekten nur zu bestimmten Zeiten auf. Dann jedoch bemerken wir sie sofort.

 

Wir können sie beim Hochzeitstanz in der Luft beobachten und erkennen, wenn sie auf dem Wasser abdriften oder die Wasseroberfläche berühren, um ihre Eier abzulegen. Auch fällt uns sofort auf, wenn die Fische auf dieses zeitlich beschränkte Futterangebot reagieren. Den Ring, der entsteht, wenn ein Fisch ein Insekt von der Wasseroberfläche pflückt, sehen und hören wir oft von Weitem. Er ist ein eindeutiges Zeichen, dass die Forellen und Äschen auf Anflugnahrung fixiert sind.

 

Damit wir das Beuteschema erkennen, ist ein gewisses Basiswissen über die verschiedenen Fluginsekten wichtig. Auch wenn unsere Salmoniden im Allgemeinen und Forellen im Speziellen Opportunisten sind, können sie bei einem ausserordentlichen Schlupfereignis selektiv eine gewisse Beute fressen. Dann ist es entscheidend, diese zu erkennen und ein passendes Imitat an das Vorfach zu knüpfen. Mit der richtigen Präsentation und etwas Glück bemerken die Fische unseren Täuschungsversuch nicht und schnappen zu.

 

 

 

 

Was man wissen muss:

Hilfreich ist aber nicht nur zu erkennen, was schlüpft und umher fliegt, wenn wir am Gewässer stehen, sondern auch eine Vorstellung zu haben, zu welchen Jahres- und Tageszeiten welche Insekten zu erwarten sind. Das hilft uns beim Zusammenstellen der Trockenfliegen für die Fliegenbox.

Wer sich eingehend mit Insektenkunde befasst, erkennt schnell, dass die sogenannte Entomologie ein nahezu unerschöpfliches Themengebiet ist. Weltweit gibt es über 15 Millionen Insektenarten. Nur ein bescheidener Teil davon lebt im Wasser, aber viele Arten halten sich zumindest zu gewissen Zeiten in Gewässernähe auf. Die Zahl der verschiedenen Wasserinsekten ist immer noch so umfangreich, dass es nahezu unmöglich ist alle Arten zu kennen. Das ist jedoch auch nicht nötig. Wichtig ist nur, über die verschiedenen Hauptgruppen Bescheid zu wissen und deren Vertreter zu erkennen. Dazu zählt auch ein grundlegendes Know-how über das saisonale Auftreten, das Flugverhalten, die verschiedenen Körperformen und Farbvariationen zu haben. Der ambitionierte Fliegenbinder widmet diesem Thema besondere Aufmerksamkeit.

In der Wissenschaft spricht man von Ordnungen, Familien, Gattungen und Arten. Über die genaue Definition und Auslegung dieser systematischen Benennungen streiten sich Zoologen jedoch immer wieder aufs Neue. Für uns Fliegenfischer ist es daher einfachheitshalber ausreichend von verschiedenen Gruppen zu sprechen.

 

Beim Trockenfliegenfischen sind die folgenden Gruppen – in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit – von Bedeutung:

Eintagsfliegen (wiss. Ephemeroptera, engl. mayflies)

Köcherfliegen (wiss. Trichoptera, engl. caddis od. sedge)

Steinfliegen (wiss. Plecoptera, engl. stoneflies)

Zweiflügler (wiss. Diptera, engl. dipterous)

Landinsekten (engl. terrestrials)



Eintagsfliegen (Ephemeroptera)

©Dominique Borrmann von Abendsprung
©Dominique Borrmann von Abendsprung

Die Gruppe der Eintagsfliegen ist für uns Fliegenfischer von grosser Bedeutung. In allen Entwicklungsstadien bilden sie einen bedeutenden Bestandteil der Nahrung der Salmoniden und vieler weiterer Fischarten. Zudem ist fast das gesamte Jahr über immer eine Eintagsfliegen-Spezies aktiv.

Im Jahresverlauf sind es je nach Gewässer zwischen fünf und 20 Arten, die für uns Fliegenfischer von Bedeutung sind. Sie unterscheiden sich hauptsächlich in Größe und Farbe. Im Körperbau sind höchstens Details verschieden.

 

Allen Arten gemeinsam sind die hohen Ansprüche an den Lebensraum. Eintagsfliegen benötigen kühles, sauberes und sauerstoffreiches Wasser. Wir finden sie in Gebirgsbächen, Alpenflüssen, Wiesenbächen und Auen ebenso wie in Karstflüssen und nordischen Fließgewässern. Auch in Bergseen, Voralpenseen und sauberen, ganzjährig kühlen Kleinseen und Teichen fühlen sich Eintagsfliegen wohl. Ihre hohen Ansprüche an die Wasserqualität machen sie zu einem geeigneten Indikator der Gewässergüte.

©Dominique Borrmann von Abendsprung
©Dominique Borrmann von Abendsprung

Als Larve leben sie für ein bis drei Jahre am Gewässergrund zwischen Steinen, in Sand oder auf Wasserpflanzen und Totholz. Sobald das geflügelte Insekt in der Nymphe ausgereift ist, steigt sie, nun als Emerger bezeichnet, zur Wasseroberfläche empor. Dort kriecht die fertig entwickelte Fliege aus ihrem Nymphenpanzer und entfaltet ihre noch nicht gebrauchsfähigen, weichen Flügel. Bis diese getrocknet und ausgehärtet sind, treiben die frisch geschlüpften Eintagsfliegen auf dem Wasser. Bei tiefen Lufttemperaturen und Regenfall dauert dieser Vorgang häufig mehrere Minuten, bei warmem, sonnigem Wetter nur wenige Sekunden. Tieren, denen es nicht gelingt sich von ihrer Hülle zu befreien (engl. Stillborns) oder die beschädigte Flügel aufweisen, sind eine leichte Beute.

Die frisch geschlüpften Eintagsfliegen nennt man Subimago, auf Englisch «Dun». Typisch für dieses Stadium sind die nach oben gefalteten, deltaförmigen Flügel. Diese einzigartigen «Segelschiffchen» sind mit keinem anderen Insekt zu verwechseln. Typisch ist auch der breite Kopf mit den grossen, dominanten Augen. Darauf folgt ein dreiteiliges Brustsegment (Thorax) mit jeweils einem Beinpaar und ein in zehn Segmente gegliederter Körper. Den Abschluss bildet das Schwänzchen aus zumeist zwei oder drei dünnen Fäden.

Video Eintagsfliegenlarve


Mit den fertig entwickelten, semitransparenten Flügeln flüchten Eintagsfliegen an Land, um sich dort ein weiteres Mal zu häuten. Fortan sind sie fortpflanzungsfähig und werden als Imago oder Spinner bezeichnet. In diesem Stadium sind sie meist bunter als die Subimago, besitzen längere Schwanzfäden und durchsichtige Flügel. Die Verwandlung geschieht innert weniger Sekunden, dann fliegen die geschlechtsreifen Insekten los um einen paarungsbereiten Partner zu finden.

 

Nach der Paarung in der Luft legen die Weibchen auf dem Wasser sitzend die Eier einzeln oder in Paketen ab. Auch in diesem Moment werden sie von den Fischen gerne geschnappt. Wenige Eintagsfliegen-Spezies kriechen an Steinen und Pflanzen unter Wasser, um dort die Eier anzuhaften.

Nach der Eiablage fallen die Weibchen als sogenannte Spent entkräftet aufs Wasser, wo sie mit den Flügel flattern, bis diese im Oberflächenfilm hängen bleiben. Für die Fische ist es nun ein kleiner Aufwand, die mit ausgebreiteten Flügeln auf dem Wasser treibenden Insekten einzusammeln.


Köcherfliegen (Trichoptera)

©Dominique Borrmann von Abendsprung
©Dominique Borrmann von Abendsprung

Die Köcherfliegen haben nahezu den gleichen Stellenwert für das Angeln mit der Trockenfliege wie die Eintagsfliegen. Ihre Verbreitung umfasst Still- und Fließgewässer vom Hochgebirge bis in tiefer gelegene Gebiete und seltener sogar Brackwassergebiete. Einige Arten sind weniger empfindlich gegenüber Umweltbelastungen und hohen Nährstoffeinträgen als Eintagsfliegen.

Grundsätzlich leben mehr Köcherfliegen in Bächen und Flüssen als in stehenden Gewässern. In nördlichen Gefilden findet man jedoch häufig große Populationen in sauberen Teichen und Seen.

 

Viele Köcherfliegen leben im Nymphenstadium in Röhrengehäusen aus Wasserpflanzen, Steinchen oder Totholz. Es gibt aber auch köcherlose Larven, die zwischen sowie unter Steinen leben und Nymphen die Fangnetze bilden, um damit ihre Nahrung aus dem Wasser zu filtern.

Zahlreiche Köcherfliegenarten schlüpfen während der Sommermonate vorwiegend zwischen der Abenddämmerung und den frühen Morgenstunden. Alle Formen verpuppen sich zuerst, um dann zur Wasseroberfläche zu schwimmen. Im Oberflächenfilm hängend geben sie einen guten Kontrast gegen den Nachthimmel ab und können leicht von den Fischen erhascht werden. Kein Wunder gibt es zahlreiche fängige Muster, die im Oberflächenfilm gefischt werden und dabei dieses Stadium imitieren.

 

Die Tiere, denen der Schlupf gelingt, heben entweder sofort ab oder rennen auf dem Wasser ans Ufer, um ihre Flügel zu trocknen. Auch dabei werden sie von Forellen und Äschen gejagt. Mit einer gut schwimmenden Rehhaarsedge lässt sich dieser Vorgang bestens nachahmen. Im letzten Tageslicht hört man oftmals zuerst den Biss, bis die dumpfen Schläge des gehakten Fischs in der Rute spürbar sind – eine äusserst spannende Angelei.

 

Das flugfähige Insekt besitzt einen kleinen Kopf und zwei lange, markante Antennen. Das typische Erkennungsmerkmal bilden zwei behaarte Flügelpaare, die im Ruhezustand wie ein Dach oder Zelt über dem Körper aufgestellt sind. Das Brustsegment ist aus drei Teilen mit je einem Beinpaar aufgebaut. Darauf folgt abschliessend ein neunteiliges Körpersegment. Einen Schwanz besitzen die Köcherfliegen nicht.

 

Typisch für die adulten, flugfähigen Tiere sind die grossen, langen Flügelpaare, die übereinander gelegt den Körper überdecken. Wie im Larvenstadium befinden sich zwei lange Fühler am Kopf und etwas kürzere Fäden am Schwanz. Der Kopf ist meist gross und hat die Form eines gleichschenkligen Trapezes.

Video Köcherfliegenschlupf



Steinfliegen (Plecoptera)

©Dominique Borrmann von Abendsprung
©Dominique Borrmann von Abendsprung

Die Steinfliegen beeindrucken mit ihrer teils faszinierenden Größe. Ihre Bedeutung als Fischnahrung ist in mitteleuropäischen Gewässern jedoch mit wenigen Ausnahmen bescheiden. Somit sind sie auch für uns Fliegenfischer von überschaubarem Interesse. Da Steinfliegen zum Schlüpfen aus dem Wasser kriechen, betrifft dies insbesondere die Trockenfischerei. Nur das Stadium der Eiablage können wir mit der Trockenfliege imitieren.

 

Steinfliegen benötigen sauberes, sauerstoffreiches Wasser. Wir finden sie bis auf 3000 m ü. M. vornehmlich in Fließgewässern mit steinig-kiesigem Untergrund. Kleinere Arten schlüpfen bereits ab Februar. Die Mehrzahl der Steinfliegenarten paart sich im Frühling und Frühsommer. Im europäischen Alpenraum sind auch einige kleinere, herbstfliegende Arten bekannt.



Zweiflügler (Diptera)

©Hans-Georg Knöß
©Hans-Georg Knöß

Für uns Fliegenfischer sind die nichtstechenden Zuckmücken (wiss. Chironomidae), die wichtigste Zweiflügler-Spezies. Vor allem an Seen, Stauhaltungen und Teichen finden wir das ganze Jahr über verschiedene Arten. Dort stellen sie eine bedeutende Nahrung für die Fische dar. Chironomiden leben auch in sauerstoffarmen Gewässern mit hohem Nähstoffgehalt.

 

Trocken wird fast ausschliesslich das Puppenstadium imitiert, oft mit sogenannten Buzzer resp. Buzzer Pupa Mustern. Das Farbspektrum der Puppen reicht von olive über braun bis zu dunkelrot. Während der warmen Jahreszeit schlüpfen Zuckmücken vom späten Nachmittag bis in die Dämmerung in Massen. Vor dem eigentlichen Schlupf hängen die Puppen für einige Zeit bewegungslos im Oberflächenfilm, wo sie die Fische ohne Hektik einsammeln können. Wenn eine Forelle dicht unter der Wasseroberfläche Chironomidenlarven frisst, sind meist zuerst die Rückenflosse und dann die Spitze der Schwanzflosse kurz zu erkennen. Der sogenannte Head and Tail Rise erinnert an das Rollen eines Delfins.

Erwähnenswert, aber von geringerer Bedeutung sind auch die Schnaken (engl. daddy long legs), die nur halb im Wasser leben. An skandinavischen Bächen und Flüssen lohnt es sich ein passendes Imitat in der Fliegenbox mitzuführen.



Landinsekten (engl. Terrestrials)

Von Frühsommer bis in den Herbst hinein stellen Landinsekten an vielen Gewässern eine wichtige Bereicherung des Speiseplans der Fische dar. Da ihre Entwicklung an Land gebunden ist, sind nur die ausgewachsenen Insekten für uns Fliegenfischer von Bedeutung. Dazu zählen Grashüpfer, Ameisen und eine ganze Reihe an unterschiedlich grossen und verschieden farbigen Käfern. Die beste Trockenfliegenfischerei mit Terrestrials ist an Gewässern mit einer üppigen Ufervegetation zu erwarten, insbesondere verwachsene Wiesenbäche und Auen, naturbelassene Alpenflüsse mit dichtem Ufergehölz und von Blumenwiesen und lichtem Wald umrandete Seen. 

Wenn böenartige Winde Käfer und vor allem geflügelte Ameisen auf die Wasseroberfläche verfrachten, ist eine kurzweilige Angelei mit der Trockenfliege garantiert.


Erwähnenswert, aber fischereitechnisch von geringerer Bedeutung sind Libellen (engl. dragonflies), die nur im Larvenstadium im Wasser leben. Dennoch können größere Fische oft nicht widerstehen wenn solch ein massives Insekt auf die Wasseroberfläche niedergeht. 



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Preis: € 39.90



Das einmalig detailgetreue Bildmaterial zum Beitrag wurde uns von Dominik Borrmann - Abendsprung.dezur Verfügung gestellt. 

Herzlichen Dank dafür Dominik!


Der Artikel - Trockenfliegen, wurde uns freundlicherweise zu Großteilen von North-Guiding.com zur Verfügung gestellt.



Fotonachweise: ©Hans-Georg Knöß, ©Dominique Borrmann von Abendsprung, ©Florian Schiefer